Ein 15-jähriger Junge nahm an der Street Workout Freestyle World Championship 2017 in Moskau, Russland, teil und belegte beachtlicherweise den fünften von 36 Plätzen.
Vitalii Melnik, 2002 in der Ukraine geboren, ist nun seit acht Jahren ein leidenschaftlicher Calisthenics-Athlet. Dieses Ausnahmetalent war bei vielen Wettkämpfen auf der ganzen Welt dabei und fasziniert über 167 Tausend Menschen auf Instagram. Aber wie hat er in so jungen Jahren schon zu seiner Leidenschaft gefunden und was macht er, um so erfolgreich zu sein?
Wie viele Kinder hat Vitalii in seiner Kindheit einige gewöhnliche Sportarten ausprobiert, zum Beispiel Fußball oder Volleyball, aber nur Parkour war für ihn actionreich genug. Im Jahr 2011 lernte er durch diesen Sport einen Mann kennen, der Teil des lokalen Street Workout Teams war. Dieser erkannte schnell das Potenzial in Vitalii und pochte darauf, dass er dem Team betreten sollte. Der Junge jedoch war sich unsicher, bis er im Jahre 2012 bei der Eröffnung eines lokalen öffentlichen Calisthenics-Trainingsplatzes einige Athleten performen sah. Begeistert von den Sportlern ist er seit diesem Tage zu jenem Platz gekommen, um zu trainieren und um Freunde zu finden. Allerdings war er zu schüchtern um das Street Workout Team selber anzusprechen. Als ein Bekannter ihn endlich der Gruppe vorstellte, dachte diese sich aus Witz eine kleine sportliche Herausforderung aus, die der damals 10-Jährige mühelos schaffte.
Dies war der Start seiner Karriere als Calisthenics-Athlet.
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In diesem Moment kam es ihm dennoch nie in den Sinn, auf internationale Wettbewerbe als Profi-Athlet aufzutreten. In den darauffolgenden Jahren eignete er sich das Wissen und die Fähigkeiten durch Youtube Tutorials, konstantes Ausprobieren und Wiederholungen an. Das Team selber agierte weniger als Trainingspartner und mehr als Interessen-teilende Gemeinschaft, sowie Motivation. Während sich manche Sportler Bekanntheiten als Vorbild nehmen, lässt sich der künstlerische Vitalii durch Musik, Videofilm und durch die Einflüsse von Freunden inspirieren. Als er mit dem Sport angefangen hat, bestand Calisthenics nur aus dem Bereich statics, der aus langem Halten kräftefordernder Übungen besteht, wie z.B. Planche oder Front Lever. Vor allem in der Winterzeit, in der es Frost und Schnee unmöglich machen, draußen zu trainieren, konnte der junge Sportler durch Krafttraining seine Stärke ausbauen. 2015 wiederum fand ein Wandel statt, der die dynamics, schwunghafte Freestyle Performances, mit zum Bestandteil der Sportart machte. Auch wenn ihm die Veränderung in seiner Leidenschaft zuerst missfiel, erkannte er schnell, dass er sich dem anpassen müsste, da er sonst nicht mit den Athleten mithalten könnte oder an großen Wettkämpfen teilnehmen könnte. Heutzutage sagt er sogar, dass die Abwechslung den Sport interessanter und den Trainingsprozess einfacher macht, sodass dynamics nicht mehr wegzudenken sind. Bis zum heutigen Tage hat er zum Beispiel bei Wettbewerben wie der Pull & Push Championship 2017 in Paris, sowie bei einer Street Workout Competition 2020 in Paris Gold geholt. Auf der FIBO 2019 belegte er den dritten Platz des World of Barheroes Wettkampf, hinter den Topathleten Engku Mohd Ikhwan und Daniels Laizans.
Gegenwärtig ist Vitalii GORNATION Pro-Athlet.
Ratschläge eines mehrfach ausgezeichneten Profisportlers
Durch jahrelange Erfahrung hat Vitalii sich eine zweistündige Workout-Routine aufgebaut, die er jeden zweiten Tag so durchführt. Diese besteht zuerst aus einer Stunde Wettbewerbskombinationen, gefolgt von 30 Minuten pure statics-Übungen. Zu guter Letzt konzentriert er sich auf ein bestimmtes Element. Dabei folgt er keinem bestimmten Ernährungsplan, da er nicht die Absicht besitzt, einen definierten Körper zu haben, aber seine Performance und Kraft zu verbessern. Hierfür braucht man laut Melnik weniger Fokus auf eine gesunde Ernährung.
Für diejenigen, die daran arbeiten ein Element wie Full Planche zu beherrschen, erklärt er seine persönliche Vorgehensweise: Die letzten 30 Minuten einer Trainingseinheit füllt er mit spezifischen Übungen und Basics, die auf den Kraftaufbau für dieses bestimmte Element abzielen. Im Beispiel der Full Planche sollte man zuerst an der Straddle Planche arbeiten und Aufgaben wie Planche-Press oder Planche-Push-ups ausführen, sodass sich die Kraft und die Ausdauer verbessert. Sobald man sich sicher genug fühlt, kann man dann zur Full Planche übergehen.
Der Schlüssel hierbei ist die Kontinuität und hundertprozentiges Engagement.
Gleichzeitig warnt Vitalii jedoch auch davor sich nur auf ein Element zu konzentrieren und dadurch eine bestimmte Kraft wie Pull-Up-Strength für andere Elemente zu verlieren.
Für Calisthenics-Sportler, die mit Schwielen an den Händen zu kämpfen haben, empfiehlt er einen vorsichtigen Umgang mit dynamics-Ausübungen, sodass sich die Hände an die physische Belastung gewöhnen kann. Sollte dennoch viel tote Haut entstehen, würde es helfen, diese bei jeder Trainingseinheit abzuschneiden.
Das Training kann besonders schwer sein an Tagen, an denen man nicht gut geschlafen hat oder nicht viel gegessen hat, schlecht gelaunt ist oder einfach die Motivation fehlt. Auch Vitalii hat solche Tage und diese bekämpft er am besten mit seiner Lieblingsmusik. Darüber hinaus kann das Scheitern von Übungen frustrierend wirken. Aber gerade in solchen Momenten, erinnert er sich, dass Scheitern auch als Profisportler normal ist und negative Gedanken, sowie Aufgeben niemals zu Erfolg führen werden.
Mit einer Größe von 168cm (5’51 feet) ist der Ukrainer genetisch im Calisthenics-Bereich bevorteilt und für ihn war es einfach physisch stärker zu werden. Aber bei Sport geht es um weitaus mehr als um Genetik. Laut Vitalii würden diese bloß 30% ausmachen, während die restlichen 70% harte Arbeit wären. Wenn man als Sportler mit Leidenschaft nicht bereit ist, extra hart zu arbeiten, wird man nicht erfolgreich sein.
PASSION WITHOUT HARD WORK IS USELESS
Einige Konkurrenten und Bekanntheiten in Calisthenics hatten es schwierig mit einer weitaus größeren Körpergröße die gleiche Leistung zu erbringen, vor allem im Bereich statics. Sie brauchten zum Antrainieren eines Elements und zum Erreichen ihrer Ziele weitaus länger als kleinere Athleten. Dennoch geben sie nicht auf oder benutzen ihre Genetik als Ausrede. Wiederum meinte er, wenn man die Ambitionen nicht hat und man merkt -
„if it genetically doesn’t fit to Calisthenics, then don’t do it, if it doesn’t make you happy.“
Der Mensch hinter dem Biest
Neben seiner Karriere als Athlet ist der heute 18-Jährige ein Student an einer Universität für Kinokunst und Filmtechniken. Auf seinem Instagram-Profil veröffentlicht er die Kombination beider seiner Leidenschaften und lebt sich als content creator aus, ohne groß auf die Meinung anderer zu hören oder der großen Masse zu folgen. Ihm missfällt es, dass Menschen sich bloß aufgrund seiner Reichweite und Social-Media-Präsenz ein Bild von ihm machen, ohne auf seine menschlichen Qualitäten zu achten. Er ist sich sicher, dass selbst wenn es Social Media nicht mehr geben würde, würde er beide seiner Passionen weiterführen und auf anderen Wegen öffentlich vertreten wollen.
Die Schreibweise seines Namens sorgt im Internet öfter für Verwirrung und Unsicherheit vieler Seiten. Auf die Frage warum sein Name so viele verschiedene Schreibarten hat, wie z.B. Vitaliy Melnik, Vitalii Melnyk oder Vitalii Melnyk, antwortete er, dass es die ukrainische Version von seinem Namen zwar mit Y geschrieben wird. Allerdings habe er sich vor Jahren für seinen Namen mit I entschieden, also Vitalii Melnik.
Die zwei besten Calisthenics-Events, auf denen er je war, sind Ultimate Battles 2 + 3, sowie World of Barheroes, wobei vor allem letztes ein sehr schwerer Wettbewerb war.
Die Top 3 inspirierendsten Calisthenics-Sportler aus der Sicht Vitalii’s sind erstens Victor Allendes aufgrund seiner großen Stärke im Bereich statics. Als Zweiten nannte er Daniels Laizans, der durch seine einzigartigen Performances Kunst mit Sport verbinde. Der Dritte ist Viktor Kamenov, der durch seine Auftritte bei Ultimate Battles einen großen Einfluss auf den Sport gehabt habe und eine große Motivation für alle Sportler sei.
In seiner Freizeit isst er lieber Burger als Pizza und macht am liebsten Urlaub in den Bergen. Auf die Frage, ob er eher ein Hunde- und Katzenmensch ist, antwortete er, dass er Hunde lieber mag, obwohl er eine Katze als Haustier hat.